Unermüdlicher Einsatz für die Schwachen

Die Historie: Weitblick von Anfang an.

Ein Ehepaar, zwei große Helfer: Ursula und Tom Mutters haben das Leben von Menschen mit Behinderung in Deutschland zum Besseren verändert. An für heute selbstverständliche Begriffe wie Teilhabe und Inklusion war vor 60 Jahren nicht im Traum zu denken. Die am 1. August 1926 geborene Wuppertalerin und der Niederländer, die bis zu ihrem Tod im Alter von 91 und 99 Jahren in Marburg lebten, haben durch ihr soziales Wirken Spuren hinterlassen. Mit ihrer Hinwendung zum Nächsten und ihrem unermüdlichen Einsatz für die Schwachen der Gesellschaft gelten sie heute als leuchtendes Beispiel für Mitmenschlichkeit, Toleranz und Tatkraft.

1960 feiern der niederländische Pädagoge Tom Mutters, Mitgründer der „Aktion Mensch“, und seine Frau Ursula Mutters, engagierte Lehrerin, das Richtfest im Kerstin-Heim in Marburg - heute das Ursula Mutters Internat. Mit dabei: Menschen aus Spanien, Schottland, Irland, Schweden und Skandinavien, die beim Bau geholfen haben – organisiert vom Lutherischen Weltbund in Genf.

Bis dahin war es ein langer Weg, der über ein erstes Kinderheim im hessischen Riedstadt und eine lange Zeit des Vorbereitens und Werbens führt. Ziel war es, das Leben von Menschen mit einem besonderen Bedarf lebenswerter und würdevoller zu gestalten – damals ein gesellschaftspolitisch revolutionärer Ansatz, der auch heute noch wegweisend ist.

Die Vision der Mutters war es, kein einzelnes großes Gebäude zu errichten, sondern mehrere familiär gestaltete Einzelhäuser, in denen Kinder und Jugendliche mit geistiger und mehrfacher Beeinträchtigung geborgen leben – für eine individuelle Betreuung und Förderung. 1962 ziehen die ersten Kinder in Marburg ein.

Das Kerstin-Heim aus der Vogelperspektive im Jahr 1990

Zu Ehren von Ursula Mutters, mit ihrer prägenden pädagogischen Wirkung, wird beim 60-jährigen Jubiläum 2022 das Internat nach ihr benannt.

Die schwedische Studentin Kerstin Bjerre, später eine bekannte Theologin und Philologin, ist Mitstreiterin von Anfang an und Namensgeberin für den Trägerverein Kerstin-Heim e.V., Mitglied im Diakonischen Werk. Sie sammelte in ihrer Heimat engagiert Spenden und findet unter anderem Unterstützung für das Projekt im Pastor Daniel Cederberg, nach dem die Förderschule benannt ist. Daniel Cederberg war Leiter der schwedischen Sektion des Lutheranischen Weltbundes und wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Der Kerstin-Heim e.V. ist Träger des Ursula Mutters Internat und Mitglied der Diakonie Hessen